Februar 2021 – Energiewende JA! – Aber bitte nicht bei uns? – Planungsstand der Windenergieanlage in Garching

Liebe Echinger

In Garching existiert bereits seit 2015 der Plan zum Bau von 4 Windenergieanlagen entlang der A9. Anstatt der vier mittelgroßen Anlagen, soll nun ein großes „Windrad“ mit einer Nabenhöhe von 165m und einer Gesamthöhe von 250m errichtet werden. Grundsätzlich stehe ich persönlich einer Errichtung von Windenergieanlagen zur regenerativen Stromerzeugung in unserer Region positiv gegenüber. 2019 habe ich gemeinsam mit ca. 50 weiteren bayerischen Bürgermeistern einen Appell an die Staatsregierung gerichtet, den Ausbau der erneuerbaren Energien stärker voranzutreiben anstatt diesen durch massive Einschränkungen wie die 10-H-Regelung zu blockieren. Während bis zur Einführung der 10-H-Regelung im Jahr 2014 bayernweit noch 160 Anlagen in Betrieb gingen, waren es 2019 nur noch 6. Die bundesweit nur in Bayern geltende 10-H-Regelung hat somit dafür gesorgt, dass der Ausbau der Windkraftanlagen in Bayern zum Erliegen gekommen ist. Der schwarze Peter wird einmal mehr den Kommunen zugesteckt, indem diese Bebauungsplanverfahren durchführen müssen. Im Jahr 2020 konnten bereits 23,5%, also fast ein Viertel, des Bruttostromverbrauchs in Deutschland durch die Windenergie gedeckt werden, während es in Bayern nur 6% waren. Die Windkraft ist damit bereits heute eine fundamentale Säule der deutschen Energieerzeugung und ein Motor der Energiewende weg von fossilen hin zu erneuerbaren Energieträgern.

Die große Mehrheit unserer Gesellschaft hat die wissenschaftlich erwiesenen Folgen des Klimawandels erkannt, 93% der Deutschen fordern eine regenerative Energieerzeugung (Quelle: BDEW 2018). Auch der zunehmende Flächenverbrauch und die damit einhergehende Versiegelung der Landschaft werden zunehmend kritisch betrachtet. Ergo, wir brauchen effiziente Anlagen zur Erzeugung regenerativer Energie. Ein Windrad ist hierbei um ein vielfaches effizienter als andere erneuerbare Energien. Um die gleiche Menge an Energie zu erzeugen, verbraucht eine Photovoltaik-Anlage die 6-fache Fläche, eine Biogasanlage benötigt sogar die 270-fache Fläche zum Anbau von Silomais – auf die ethische Frage der Lebensmittelvernichtung möchte ich an dieser Stelle gar nicht eingehen. Es wäre zudem wünschenswert, wenn wir den immensen Strombedarf unseres Münchner Ballungsraums vor Ort erzeugen könnten, um gigantische Stromtrassen quer durch die Republik zu vermeiden.

Nun sehen wir uns mit den konkreten Planungen aus Garching konfrontiert. Wie sind diese zu bewerten? Im Fall des Garchinger Windrads wird die Stadt Garching ein Bebauungsplanverfahren durchführen, in dem mögliche Beeinträchtigungen der bestehenden Wohnbebauung sowie künftiger Siedlungsgebiete berücksichtigt werden. Als Nachbarn werden wir in diesem Verfahren beteiligt und werden die vorgelegten Gutachten kritisch prüfen, um eine negative Auswirkung auf Dietersheim zu verhindern. Die Entfernung der Windenergieanlage zur Dietersheimer Wohnbebauung beträgt 1,5km, somit ca. das 6-fache der Höhe des Windrads. Während ich dem Vorhaben der Errichtung einer Windenergieanlage grundsätzlich positiv gegenüberstehe, ist der geplante Standort meines Erachtens diskussionswürdig. Schließlich schränkt dieser sowohl die bauliche Entwicklung der TU München als auch eine mögliche Verlegung der Staatsstraße ein. Für die bereits in Planung befindliche Ortsentwicklung Dietersheims in Richtung Südwesten würde eine Windenergieanlage an diesem Standort auch Einschränkungen mit sich bringen. Die Entwicklungsperspektiven unseres Siedlungsraums dürfen durch eine solche Anlage nicht eingeschränkt werden. Es sollten daher im Verfahren alternative Standorte geprüft werden, die eine geringere Beeinträchtigung der heutigen und der künftigen Siedlungsentwicklung mit sich bringen. Ich bin bereits seit einiger Zeit im Austausch mit der Bürgerenergiegenossenschaft Freising zu möglichen Windkraftstandorten auf Echinger Gemeindegebiet. Nach meiner Kenntnis gibt es deutlich besser geeignete Standorte im Hinblick auf die Beeinträchtigung der Bevölkerung sowie im Hinblick auf die Windausbeute als diesen. Eine Zusammenarbeit mit der Bürgerenergiegenossenschaft hätte zudem den Charme der Bürgerbeteiligung. Somit könnten wir Bürger*innen mit einer kleinen Beteiligung unmittelbar profitieren und nicht nur eine auswärtige Firma oder ein Finanzinvestor. Dies würde auch die Rechtfertigung und die Akzeptanz eines solchen Projektes erhöhen. Liebe Dietersheimer Nachbarn, seien Sie versichert, dass ich als Ihr Bürgermeister unsere Interessen entsprechend vertreten werde.

Herzlichst